Mitte 2021: Meine berufliche Neu-Ausrichtung

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Wie ich meine Angst an die Hand nahm.

Die Gedankenschleifen hatten mich im Griff, doch eine Entscheidung muss her.

Seit 2005 bietet mir das Angebot der Ausbildung Hundegestützte Pädagogik für soziale Berufe meinen Kompetenzbereich und damit Stabilität. Mental und zu 1/3 auch finanziell. Nun wackelt der Boden.

Was war geschehen?

In der Ausbildung kann ich mitten in meinem pädagogischen Herzen arbeiten. Am Wochenende, neben meinem Hauptberuf.

Anfang 2019 brachen die Aufträge ein. Das verschaffte mir 4 Monate intensive Meditationszeit – aber dazu in einem anderen Artikel. Allerdings wurde die Ausbildung stark nachgefragt. Flexibilität, Fleiß und klare Entscheidungen brachten alles in ein neues Konzept. Sechs Monate sowie ca. 40 Tutorials später war die Ausbildung modern als Hybrid digital & präsens: Selbstlernmodule mit Videos, Audios, Reflexions- & Transferaufgaben, umfangreiches Skript und Literatur ohne Ende waren erstellt, geplant und umgesetzt. Puh. Eine Meisterleistung. Meine Meisterleistung – echt? Yes!

Nun kann ich mich endlich dem widmen, wohin mich meine Vision, meine Zukunft weist: FREIRAUM-WEGE.

Denkste. Die Organisation frisst mich fast auf. Die Neuerungen der Gesetzeslage rund um den Einsatz des Hundes erfordern Aufmerksamkeit. Meine Partnerin braucht andere Zeiten. Okay. Ich habe wenig Energie für anderes. Alles wird friedvoll bewältigt. Und dann kommt das Amt. Es will von mir einen Hundetrainerschein, sonst stehen €25.000 Strafe ins Haus. Nach einigem emotionalem Stress soll nun eine Lösung her. Gedankenschleifen starten. Sicher, ich könnte den Trainerschein machen. Ich könnte auch den Gegenbeweis antreten, dass ich nur den pädagogischen Teil unterrichte. Ich könnte das Ganze abgeben. Oder aufhören. Eine Entscheidung scheint nicht in Sicht.

Warum ich das schreibe? Ich wurde vielfach gefragt, warum ich diesen wunderbaren Job aufgebe. Warum ich diese exzellente Ausbildung nicht mehr anbiete. Und ich höre oft, dass es gerade meine Transparenz ist, die mich präsent und nahbar für andere macht.

Hier nun der eigentliche Grund für diesen Blogartikel. Ich erkannte meine Freude und meine Angst. Das war all das wert. Und diese beiden werden nun zu meinen Begleitern, allerdings ganz anders als zuvor. Möglich wurde dies so:

Um in meinem Gedanken- und Lösungskarussel dem darunter liegenden Impuls auf die Spur zu kommen, bat ich einen lieben Kollegen mit mir ein Tetralemma* durchzuführen. Das Eine – ich behalte die Ausbildung und mache den Schein. Das Andere – ich gebe die Ausbildung ganz auf und widme mich der Umsetzung meiner Vision. Beides – ich finde eine Zwischenlösung. Keins von beiden – ich wandere aus.

Das Eine: hier ist sie, meine Stabilität, meine Komfortzone, mein Territorium. Meine Liebe zu der pädagogischen Arbeit mit allerlei Menschen aus sozialen Berufen, mit den unglaublich berührenden Momenten…

Das Andere: hier erwischt sie mich eiskalt: meine Angst: kann es klappen? reicht es aus? ist es das Richtige?

Mit etwas Abstand inmitten der Übung erkenne ich sie: die Angst, die sich als mein Lebensberater in die Mitte gesetzt hat, wohlmeinend und dominant mich zu schützen vor all der Ungewissheit.

Ich danke ihr und gebe ihr den Platz, an dem sie ihren Job wirklich gut machen kann. Als kleiner Begleiter an meiner Hand. Zupf mal daran, wenn ich etwas übersehe. Lass mich innehalten und genau hinschauen, wenn ich mich verliere. Unterstütze mich keine zu großen Risiken einzugehen.

„Komm, nochmal drüber schlafen.“ Nicht gleich alles glauben, was da an Intuition sich zeigt. Es hat Bestand: solide, klar und hilfreich. Die Angst kann und darf nicht meine Lebensberaterin sein. So nimmt sie diesen neuen Platz ein. Und alles wurde leicht.

Die Trauer um das Schließen der Ausbildung darf auch sein. Schnell macht sie der neuen Energie und Freude Platz.

Und nun, etwa 8 Wochen nach der Entscheidung sind bereits eine Menge Schritte getan. Die Ausbildung ist geschlossen. Die Homepage der FREIRAUM-WEGE entwickelt sich. Die Seminarinhalte fallen in ihren Platz. Die Energie steht jeden Tag neu bereit.

Und: das was ich liebe, die pädagogische Arbeit mit den Helfern, Lehrenden, Heilenden bleibt bestehen. Nur ohne Hund. Und das ist auch gut so. Dazu ist Seven in mein Leben getreten. Vier Pfoten, die alles an Hund sind, was ich in meinem Leben noch brauche.

Ich bin jeder Person dankbar, die mir zeit meines Lebens immer wieder deutlich gemacht hat, dass Gestalten in unserer Hand liegt. Es ist, was du selbst draus machst.

*Tetralemma: Entscheidungs-Übung aus dem NLP. Mit dem Kopf sprichst du alles aus ihm heraus und mit dem Körper spürst du, um was es dir wirklich geht. Beide im Einklang wissen dann intuitiv, was richtig für dich ist.